Die Burg Angern als Forschungsgegenstand: Quellenlage, Befundauswertung und Rekonstruktionspotenzial. Die Burganlage von Angern in der heutigen Altmark (Sachsen-Anhalt) stellt ein bislang kaum wissenschaftlich untersuchtes Beispiel für eine hochmittelalterliche Wasserburg mit außergewöhnlich gut erhaltener Geländestruktur und dokumentierbaren Baubefunden dar
Die folgenden Befundanalysen dokumentieren den bauhistorischen Zustand des Palas von Burg Angern anhand der heute sichtbaren und bauarchäologisch gesicherten Baustrukturen. Untersucht wurden sowohl die original erhaltenen Bauteile aus der hochmittelalterlichen Bauphase um 1340–1350 als auch die späteren Veränderungen während der frühneuzeitlichen Umbauten im 17. Jahrhundert und die neuzeitlichen Eingriffe des 20. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt der Analysen liegt auf der Erfassung und differenzierten Bewertung der einzelnen Baubefunde: ihrer Materialität, Bauweise, Funktion, Erhaltungszustände sowie ihrer baugeschichtlichen Bedeutung im Zusammenhang mit der Gesamtstruktur der Burganlage. Die Befunde im Palas von Burg Angern belegen eine hochmittelalterliche Grundstruktur mit original erhaltenem Sockel, Flur und Erschließungssystem, die in der Frühneuzeit durch umfassende Neuaufmauerungen, Fensterneueinbauten und Gewölbeerneuerungen überformt, jedoch in ihrer funktionalen Grundordnung bewahrt wurde.
Die Südinsel der Burg Angern bildet einen eigenständigen, verteidigungsorientierten Baubereich innerhalb der mittelalterlichen Wasserburganlage. Zentraler Bestandteil ist das vollständig erhaltene Erdgeschoss des Wehrturms (Bergfried) mit zugehörigen Wirtschafts- und Lagerräumen in Form zweier Tonnengewölbe sowie einem separaten Brunnen. Die erhaltenen Befunde zeigen, dass die Südinsel im Hochmittelalter nicht lediglich einen Einzelbau trug, sondern als autarke Verteidigungs- und Versorgungseinheit konzipiert war.
Entwicklung und Erhaltung der Hauptburg Angern (1648–1738) – Chronologisch kommentiert und ergänzt um die archäologischen Befunde. Die Burg Angern erlebte eine wechselvolle Geschichte, geprägt von kriegerischer Zerstörung, wirtschaftlichem Niedergang und pragmatischen Wiederaufbauversuchen. Nach schweren Schäden im Dreißigjährigen Krieg wurde die Hauptburg im 17. Jahrhundert nur notdürftig wieder instand gesetzt. Auf den alten Fundamenten entstand ein schlichtes neues Wohnhaus, das den ruinösen Turm integrierte. Im frühen 18. Jahrhundert, im Zuge des barocken Neubaus eines Herrenhauses, standen die verbliebenen Baureste der mittelalterlichen Hauptburg erneut im Fokus. Die nachfolgende Darstellung zeigt chronologisch die wichtigsten Befunde, Entscheidungen und den Umgang mit der historischen Substanz, ergänzt durch aktuelle bauarchäologische Erkenntnisse.