Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Nach dem Tod von Heinrich Hartwig (1677–1734) geriet das Gut Angern in Konkurs und wurde zum Verkauf gestellt. Die geringe Größe der einzelnen Höfe führte zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Zahlungsausfällen.

Der königlich-sardinische General der Infanterie Christoph Daniel (1679–1763) von der Schulenburg kaufte das Gut und Schloss Angern aus der Insolvenzmasse. Mit diesem Kauf vereinigte er alle Teile wieder unter seiner Hand und wandelte sie in Allodialbesitz um.

Im Jahr 1725 ließ Christoph Daniel durch den Fiscal Petrus Groschen die Abgaben und Dienste der Untertanen des Gutes dokumentieren. Diese Aufzeichnungen zeigen, dass Angern damals 8 Halbspännerhöfe, 9 ganze Kossaten, 5 halbe Kossaten, 10 Freie und 3 Neuansiedler umfasste. Weitere Untertanen kamen aus Wenddorf, darunter 2 Ackerleute, 2 Halbspänner und 8 Kossaten.

Dank seines Dienstes im Königreich Sardinien erlangte Christoph Daniel beträchtlichen Wohlstand. Er verlor auch in fremden Diensten nie das Interesse an seinen heimatlichen Gütern und wählte Angern als Altersruhesitz. Im Jahr 1735 beglich er die Schulden der Gläubiger und erwarb für etwa 34.000 Reichstaler das Gut samt Wenddorf und Bülitz von den Erben seines Bruders.

Am 2. Mai 1738 kaufte Christoph Daniel das Lehn- und Rittergut Vergunst-Angern sowie Alt-Hansens Teil, einschließlich der Dörfer Angern und Wenddorf, für 50.000 Reichstaler von Generalmajor Adolf Friedrich Reichsgraf von der Schulenburg-Beetzendorf.

Nach dem Kauf vereinigte Christoph Daniel die beiden Güter des Dorfes und verlagerte den landwirtschaftlichen Betrieb auf den Schlosshof. In seinem Testament von 1762 stiftete er das Rittergut Angern als Fideikommiss und erließ eine Sukzessionsordnung. Sein Besitz ging nach seinem Tod 1763 an seinen Neffen Alexander Friedrich Christoph I über.

Alexander Friedrich Christoph wurde für seine militärischen Erfolge von Friedrich II. in den Grafenstand erhoben. Er modernisierte den Betrieb, erweiterte die Wirtschaftsgebäude und führte innovative Methoden in der Landwirtschaft ein. Seine Nachfahren sicherten das Gut über Generationen hinweg.

Während des Friedens von Tilsit im Jahr 1807 wurde Angern Teil des Königreichs Westfalen. Reformen wie die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Einführung des Code Civil prägten diese Zeit.

Seit 1754 residierte Christoph Daniel in Angern. Er vererbte das Gut an seine Nachkommen, die es als bedeutendes landwirtschaftliches und architektonisches Erbe weiterführten.

Auch heute noch erinnern das Schloss und die Kirche, die Christoph Daniel einst vergrößern und verschönern ließ, an die lange Geschichte und den Einfluss der Familie von der Schulenburg in Angern.

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.